Kunst Duo Lissi, bestehend aus den beiden Künstlerinnen Julia Boswank und Olga Grigorjewa, lernten sich während ihres Studiums an der HfBK Dresden in der Klasse von Monika Brandmeier kennen und sind seitdem miteinander verbunden. Ihre Zusammenarbeit erstreckte sich bereits über verschiedene künstlerische Bereiche wie Video, Text und Performance. Die hier zu sehende Arbeit “Schwankendes Podest” ist innerhalb von vier Tagen aus der Auseinandersetzung der beiden Künstlerinnen untereinander, mit den Materialien und dem Raum selbst, entstanden. So bleibt sie einmalig und ephemer.
Die zentrale Idee der Installation war das Podest als inhaltlichen Ausgangspunkt zu nehmen. Das Podest ist bekannt für seine Funktion der Stabilität, der Erhöhung und Unterstützung, um Aufmerksamkeit zu erregen. Vor allem im Ausstellungsraum oder im kunsthistorischen Kontext dient es dazu, etwas zu betonen oder die Betrachtenden gar nicht erst den Wert des darauf Platzierten in Frage stellen zu lassen. Doch die Künstlerinnen haben das Konzept des Podests auf vielfältige Weise interpretiert und es buchstäblich ins „schwanken“ gebracht. In Form ausgewählter Materialien, darunter Stroh, Glas, Kekse, ungebrannter Ton mit Wasserfarbe und Pappe, ist es auf Identitätssuche. Die Podest-Variationen präsentieren sich intuitiv und raumbezogen, werden dabei teilweise fragil und instabil.
Wackelig wirkende Podeste gestapelt aus Glas und Keksen, widerspenstiges Stroh, dass versucht einer Glasplatte als Unterstützung zu dienen, sowie Tonobjekte die entweder in diesem Stroh versinken oder daraus hervorkommen – allesamt verweisen sie auf die Brüchigkeit der stützenden Funktion, sind ein Negativ-Podest, eines, dass seiner Identität nicht gerecht werden kann. Vielleicht ist damit eine neue Identität gefunden? Das Podest wird zur Schale oder zu einer Grube, gibt dabei aber den Anschein eines Podests noch nicht auf. Die Anordnung des Strohs gibt dem Raum eine Struktur, lose Haufen bilden Formen, durch welche sich die Besuchenden auf Erkundungstour frei bewegen können. Die sinnliche Erfahrungspalette wird mit den charakteristischen Gerüchen der Materialien komplettiert.
Das Video im zweiten Ausstellungsraum ist bereits im Vorfeld entstanden. Hier sind die Künstlerinnen mit Podesten und einseitig befestigten Ballons zu sehen. Werden die Podeste durch die Künstlerinnen umgedreht, können die Ballons dem Druck nicht mehr standhalten. Die Physik besiegt die Leichtigkeit der Ballons, das Podest bleibt desillusioniert zurück.
Mit spielerischem Ansatz greift die künstlerische Arbeit die Schwankungen unserer Gegenwart auf, bei denen Identitäten, Stabilität und Wahrnehmungen in ständiger Bewegung sind.
Text: Ewa Meister