Luzia Rux & Ina Weise mit Arbeiten Studierender des Institut für Kunstpädagogik der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig
Die Reduktion oder das Weglassen ist ein Prinzip, das sich durch die gesamte Kunstgeschichte zieht: Von der Abkehr von überbordender Ornamentik im Barock bis zur radikalen Vereinfachung der Moderne. Doch Reduktion bedeutet nicht Verlust – vielmehr ist sie ein bewusster Akt, der Orientierung in einer Welt voller Reize und Überforderung bietet.
Das Weglassen ist das Prinzip, das Luzia Rux und Ina Weise verbindet – in künstlerischer Arbeit und Lehre.
Luzia Rux und Ina Weise arbeiten mit unterschiedlichen Medien wie Zeichnung, Fotografie, Text, Objekt und Video. Gemeinsam ist ihnen die Auseinandersetzung mit historischen, politischen und sozialen Kontexten, die sie hinterfragen und transformieren. Ausgangspunkt ihrer Arbeit ist häufig die Fülle: ein Übermaß an Eindrücken, Informationen und Bedeutungen, die im künstlerischen Prozess geordnet und abstrahiert werden. Dabei verschwindet das, was weggelassen wird, nicht einfach. Es bleibt als unsichtbare Schicht Teil des Werks, das neue Perspektiven eröffnet. So wird Reduktion zum Mittel, um komplexe Zusammenhänge verständlich und spürbar zu machen.
Luzia Rux geht in ihren Raumzeichnungen so weit, selbst das Medium Papier zu eliminieren. Ihre reduzierten Linien im Raum greifen Erinnerungen an Stadtlandschaften auf, die beim Zeichnen verdichtet und neu erfahrbar gemacht werden. Das bloße Erinnern ist dabei selbst ein Akt der Reduktion: Nur Bruchstücke bleiben übrig, die dennoch reichen, um einen Kosmos zu erschaffen.
Ina Weise richtet ihren Fokus auf Details, die bei genauerer Betrachtung globale Zusammenhänge offenbaren. So wird ein tropfender Wasserhahn in ihrer Arbeit zum Symbol für die ambivalente Beziehung des Menschen zum alltäglichen und lebenswichtigen Medium Wasser oder eine kinetische Kassenrollenskulptur versinnbildlicht die wasserfallartige Unaufhaltsamkeit des neoliberalen Systems.
Die Ausstellung integriert Arbeiten von Studierenden der Seminare von Rux und Weise an den jeweiligen Hochschulen. Präsentiert werden Zines und Hefte, die den künstlerischen Prozess als dynamischen Akt des Suchens, Sortierens und Verwerfens sichtbar machen. Wie die Kunst selbst, so ist auch das Lernen und Lehren geprägt von Experimenten und Perspektivwechseln – ein fortwährender Dialog zwischen Überfluss und Reduktion.
Mit freundlicher Unterstützung durch das netzwerk: medienkunst und den friends of dresdencontemporaryart e.V.