Silent Noise

Silent Noise zieht die Betrachter:innen rein in eine Welt, die ohne uns auskommt. So liest sich das Zusammengefügte wie eine Erzählung von Träumen; indem wir das Kind schlafend sehen und wir mitatmen, werden wir eingestimmt auf die ruhigen Bilder, die uns Ausschnitte von der Natur zeigen, die eben zwar ruhig, doch mitunter auch schwer, düster und tragisch sind, wenngleich die Tragik erst im Nach-Bild rutscht. Wenn das Pferd tot und von den Fliegen belagert wird. Wenn die Wölfe zwar wunderschön, doch hinter Glas gefangen sind. Wenn ihr Heulen dem Verkehr der Straße gilt, die wir nicht sehen. Wenn das Schauspiel des Waldes im schwarzen Regen versinkt.

Die Künstlerin selbst schreibt: Der Begriff Silent Noise, auch Black Noise genannt, steht für eine besondere Art der Stille, die zugleich Vorahnung und Warnung birgt. Silent Noise ist eine Frequenz, die für menschliche Ohren nicht wahrnehmbar ist. Silent Noise ist die Stille, die oft vor Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Tsunamis beobachtet wird. Es gibt Tiere, die unruhig werden oder plötzlich in eine Richtung zu laufen anfangen. Silent Noise ist die Abwesenheit von Tönen und Geräuschen, die uns in trügerischer Sicherheit wiegt.

Eben jene Vorahnung des Kippmoments in eine Aufhebung der scheinbaren Idylle, des geglaubten Friedens, der ersehnten Erholung im Blick auf das Natürliche fängt Clara Rueprich in den Arbeiten zur Ausstellung Silent Noise ein. Wir stehen in einem großen Loop erweiterbarer Arbeiten, die gekonnt ködern, um einen nachdenklich zu entlassen, beruhigt vom Außen – ganz gewiss – aber irritiert genug, um im Nach-Gang alle Zwischentöne zu hören, die im Davor nicht existierten.

Kuratiert von Julia Schäfer

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